Vernissage des Kunstprojekts am 20. August 2022: Wo kommst du eigentlich her?

Wer hat diese Frage schonmal gehört? Warum fragen Menschen diese Frage oft mehr als nur einmal? - Weil die erste Antwort oft nicht zufriedenstellend für sie ist ist. Wie geht es denjenigen dabei, die diese Frage regelmäßig mehrfach beantworten müssen? Warum fragen manche Menschen dies? Die Antwort ist oft: „Du bist anders, du bist nicht von hier, daher frage ich nach deinen Wurzeln". Viele sind aber in Deutschland geboren und werden regelmäßig dazu aufgefordert, ihre Geschichte und sich selbst erklären zu müssen, obwohl sie als Personen fester Bestandteil unserer Gesellschaft sind.

In diesem Zuge öffneten am 20. Juni 2022 im Schülerclub die Türen zur Vernissage der Kunstwerke von Schüler*innen der Klasse 9d. Sie haben gemeinsam mit ihrer Kunstlehrerin Frau Gau Kunstwerke zum Thema „Herkunft“ und „Identität“ erstellt. Dabei unterstützt hat die Klasse der Künstler und preisgekrönte Grafikdesigner Felix Hülpüsch (Hülpman), der für seine Kunstwerke im Stil von Wimmelbildern bekannt ist und auch schon viele Projekte für berühmte Unternehmen und Marken durchgeführt hat. 

Die 9d bezog sich dabei auf Dinge, die ihnen persönlich wichtig sind, die ihren Alltag bestimmen oder ihre Hobbys widerspiegeln. 

Alle 9. Klassen haben die Kunstwerke der 9d bewundern und Hülpman viele Fragen stellen können. Ein Highlight war zudem, dass die Jugendlichen sich selbst mit speziellen Markern ausprobieren und ein Wimmelbild des Künstlers erweitern konnten.

Die Idee für das Kunstprojekt erwuchs aus der AG Diskriminierungskritische Schule, die sich mit Rassismus und Herkunftsdiskriminierung näher befasst.

Sogenannte Alltagsrassismen, die auf den ersten Blick nicht so beleidigend wirken und von manchen auch gar nicht so negativ aufgefasst werden, bestimmen häufig den Alltag unserer Schüler*innen. Auf eine Sache kommt es dabei immer an: Was ist das Ziel solcher Fragen oder Äußerungen? Ist es aufrichtiges Interesse oder geht es darum, auszugrenzen? Man begegnet im Schulalltag verschiedenen Alltagsrassismen: 

Es fängt an bei vermeintlich lustigen und scherzhaften Äußerungen: „Du Zigeuner“, Terrorist, du Inder, „Black Panther", „Jamaika“, „Scheibenwischer“. Es werden auch Akzente nachgeäfft oder es wird über Vor- oder Nachnamen gelacht.

Es geht dabei aber nicht nur um offensichtlich negativen Rassismus, auch positiver Rassismus, wie „Du bist Asiate, deshalb bist du bestimmt total gut in Mathe" oder „,Du bist bestimmt ein guter Sportler, weil du Schwarz bist". Gut gemeint, aber nicht gut angenommen.

Das Ziel unseres Kunstprojekts war, Schüler*innen aufzuzeigen, dass wir alle ein kleiner Teil eines großen Ganzen sind und unsere Individualität etwas Besonderes ist. Unsere Individualität sollte etwas sein, das uns zum Teil des Ganzen macht und nicht ausgrenzt.

Das merkt man doch bereits daran, dass die Herkunftssprachen aller Schüler in den Alltag integriert sind, egal ob sie sie wirklich sprechen oder nicht. Wer hat schonmal „, Wallah“ oder inshallah" gesagt, obwohl das eigentlich nicht in ihrer Herkunftssprache vorkommt? Wer hat schonmal „Ich küss dein Auge gesagt"?

Vor allem soll unser übergeordnetes Ziel sein, für Menschen einzustehen, die Alltagsrassismus oder Rassismus allgemein begegnen, nicht nur an unserer Schule, sondern auch im Alltag.

Denn eines haben wir gemeinsam: Wir leben alle in Deutschland, gehen gemeinsam auf diese Schule und wollen doch eigentlich nur eines: friedlich miteinander zusammen leben.