Ethik

Unsere Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die Pluralisierung der Lebensformen, der sozialen Beziehungen und kulturellen Normengefüge bei gleichzeitig wachsender Individualisierung. Anders als in traditionellen Gesellschaften sind Menschen in der modernen Gesellschaft vielfältigen Entscheidungen ausgesetzt (schulische Laufbahn, Berufs-, Wohnort-, Lebenspartner-, Religionswahl, Entscheidung für oder gegen Kinder etc.).

Diese Notwendigkeit zu wählen besteht auch im Bereich der Werte und Normen: In einer durch Pluralismus gekennzeichneten Gesellschaft gelten als von allen geteilte moralische Verbindlichkeiten allein die Prinzipien, wie sie in den universellen Menschenrechten dargelegt und im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben sind. Ethische Fragen müssen daher in einem an der Vernunft orientierten Verständigungsprozess gemeinsam geklärt und entschieden werden.

Im Mittelpunkt der Ethik steht das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, zur Mitwelt und zur Umwelt und damit die Frage: „Was ist ein gutes Leben und wie kann man es führen?“ Die Ethik geht davon aus, dass alle Menschen ein grundlegendes Interesse daran haben, dass ihr Leben gelingt und dass sie das Recht haben, selbstständig und bewusst entscheiden zu können, was das eigene Leben zu einem guten, sinnvollen und wertvollen, kurz: zu einem gelingenden Leben macht.

Ziel des Ethikunterrichts ist es, wie im Schulgesetz für das Land Berlin dargelegt, die ethische Reflexionskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Dazu lernen sie, Probleme des persönlichen Lebens und des menschlichen Zusammenlebens kriteriengeleitet zu reflektieren, damit sie sich in ihrem Leben orientieren und selbstbestimmt und verantwortungsvoll handeln können.

Somit trägt der Ethikunterricht dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler sich in Konfliktsituationen mit den Beteiligten über den Sinn und moralischen Wert von Verhaltensweisen und unterschiedlichen Normen verständigen, also Menschen in ihrer Diversität akzeptieren und deren Würde anerkennen. Unterschiede zwischen Menschen in ihrem sozialen Stand, ihrer Lern- und Leistungsfähigkeit oder in ihrer kulturellen Zugehörigkeit werden im Ethikunterricht wahr- und angenommen.

Als Grundlage der eigenen Entscheidungen und Handlungen wird nicht nur erfahrungsgeleitetes und logisches Denken und das Abwägen von Konsequenzen bewusst gemacht, sondern auch der Einfluss von Bedürfnissen sowie bewussten wie unbewussten Emotionen. Der Unterricht entspricht dem neueren Verständnis des Zusammenwirkens von kognitiven und affektiven Prozessen.