Gesellschaftswissenschaften
Das Fach Gesellschaftswissenschaften vereint die drei Bereiche Geschichte, Geographie und Politische Bildung in einem ganzheitlich konzipiertem Unterricht.
Erkenntnisse und Methoden werden dabei ergänzt und zusammengefügt und in Gesamtzusammenhängen reflektiert.
So werden beispielsweise geschichtliche Ereignisse anhand von geographischen Gegebenheiten verdeutlicht und daraus eine aktuelle politische Situation erklärt.
Die Komplexität des menschlichen Zusammenleben wird dabei aus verschiedenen Perspektiven beschrieben, erklärt und kritisch bewertet.
Geschichte
Die Beschäftigung mit der Vergangenheit dient der Orientierung in der Gegenwart. In der Auseinandersetzung mit vergangenen Begebenheiten und Zuständen entwickeln Schülerinnen und Schüler Maßstäbe für das Handeln in ihrer Lebenswelt sowie werthaltige Vorstellungen vom gesellschaftlichen Zusammenleben und der eigenen Zukunft.
Die Lernenden zu befähigen, diesen bewusstseinsbildenden wie handlungsleitenden Bedeutungszusammenhang zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herzustellen, ist das zentrale Ziel des Geschichtsunterrichts und sein Beitrag zur schulischen Bildung und Erziehung.
Im Unterricht des Faches Geschichte erwerben Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über historische Ereignisse, Prozesse sowie Strukturen. Sie verstehen und erklären das Handeln von Menschen in der Vergangenheit. Darüber hinaus eignen sie sich methodische Fertigkeiten insbesondere im Umgang mit Quellen und Darstellungen an.
Mit steigendem Alter erweitern sie ihre Fähigkeit, historisch zu denken, d. h. im Rückblick auf Vergangenheit sinnvolle Aussagen über ihre Vorzeit zu treffen.
Sie können zunehmend vielschichtige und viele Einzelheiten umfassende, auf Wissen wie auf allgemein anerkannten Maßstäben gegründete Geschichten über Vergangenheit erzählen, welche historische Sach- und Werturteile enthalten (historisches Erzählen).
Die Heranwachsenden entwickeln ihr individuelles Geschichtsbewusstsein, wenn sie in den folgenden für das Verständnis von Geschichte grundlegenden Bereichen mehr und mehr vernunftgeleitet handeln. Sie
- unterscheiden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und ordnen historische Ereignisse korrekt (Zeitbewusstsein),
- unterscheiden tatsächlich Geschehenes von Angenommenem oder Erfundenem (Wirklichkeitsbewusstsein),
- erkennen, dass die Umstände und Bedingungen des Lebens bzw. Zusammenlebens der Menschen sich in kürzeren oder längeren Zeitabschnitten (Perioden, Epochen) ändern; sie erkennen auch, dass es Zustände oder Traditionen gibt, die sich kaum oder gar nicht ändern (Wandelbewusstsein).
Geographie
Das Fach Geografie bietet den Schülerinnen und Schülern ein besonderes Entwicklungspotenzial, denn im Geografieunterricht eröffnen sich den Lernenden vielfältige Gelegenheiten, eine komplexer werdende, sich ständig verändernde Welt besser zu verstehen und sich in ihr zu orientieren, um verantwortungsbewusst Entscheidungen zu treffen sowie nach diesen nachhaltig handeln zu können.
Im Zeitalter der Globalisierung ist systemisches und vernetztes Denken, Planen, Organisieren und Handeln eine tägliche Herausforderung im Alltag und im Berufsleben. Das Fach Geografie fördert diese Kompetenzen unter besonderer Berücksichtigung neuer Kommunikationsmöglichkeiten und durch Übernahme von Verantwortung im Lernprozess seitens der Schülerinnen und Schüler. In der Auseinandersetzung mit komplexen Zusammenhängen entwickeln die Lernenden kommunikative Fertigkeiten sowie die Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten und zur Teamarbeit. Somit werden sie auch auf ihre spätere Arbeitstätigkeit vorbereitet.
Geografieunterricht beinhaltet die Analyse und die Bewertung komplexer regionaler Beziehungsmuster. Die Schülerinnen und Schüler betrachten Strukturen, Funktionen und Prozesse, die sich sowohl auf natürliche als auch auf soziale Phänomene beziehen können, aus einer geografischen Perspektive. Diese weist Orten Bedeutungen zu und diskutiert deren Vernetzung und Interaktionen auf globaler, regionaler und lokaler Ebene.
Orte und Räume werden als konstruiert verstanden, wobei alle vier Raumkonzepte berücksichtigt werden: Neben dem Realraum und dem Beziehungsraum sollen dem individuell wahrgenommenen Raum sowie dem Raum in seiner gesellschaftlichen Wahrnehmung eine gleichberechtigte Bedeutung zugemessen werden.
Diese Besonderheiten des Faches ermöglichen es, die Wechselwirkungen menschlichen Handelns und der Umwelt auf unterschiedlichen Maßstabsebenen und mit verschiedenen Methoden zu untersuchen. Das heißt, die Lernenden werden in die Lage versetzt, verschiedene Phänomene und Prozesse zu kategorisieren und zu analysieren sowie Entwicklungen zu prognostizieren und in ihren Auswirkungen multiperspektivisch zu beurteilen. Im Fach Geografie kommt dem exemplarischen Lernen eine große Bedeutung zu. Anhand geeigneter Fallstudien sowie unter Nutzung von ausgewählten geografischen Konzeptenwird ein besseres Verständnis der Welt entwickelt.
Die großen Herausforderungen unserer Zeit leiten die Auswahl der Inhalte des Geografieunterrichts aus den relevanten Themenbereichen Globalisierung und Regionalisierung, Ökonomie und Ökologie, Bevölkerungsentwicklung und Verstädterung, Ressourcen und Energie, regionale und globale Disparitäten sowie Klimawandel und Klimaschutz. Die Orientierung an diesen Herausforderungen ermöglicht es, Geografieunterricht aktuell und lebensweltnah zu gestalten.
Politische Bildung
Demokratien befinden sich durch nationale und internationale Herausforderungen stets im Wandel. Ihre Gesellschaften zeichnen sich durch ein hohes Maß an Komplexität und Heterogenität aus. Um das Leben in einer Demokratie mitgestalten zu können, benötigen Schülerinnen und Schüler Fähigkeiten, gesellschaftliche Fragen und Probleme zu verstehen und zu beurteilen.
Sie in der Entwicklung ihrer politischen Mündigkeit zu unterstützen, ist Aufgabe des Faches Politische Bildung. Politische Mündigkeit zu fördern heißt, dass Politische Bildung den Lernenden Möglichkeiten aufzeigt, auf der Basis einer kritischen Urteilsfähigkeit an politischen und gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben. Das bedeutet auch, die Folgen politischer Entscheidungen für sich und andere aus verschiedenen Perspektiven abzuschätzen: sozial, ökologisch, ökonomisch und global.
Um nach der Schulzeit selbstständig politisch partizipieren zu können, lernen die Schülerinnen und Schüler, differenzierte Informationen aus den Medien zu beziehen sowie diese als Artikulationsmöglichkeit zu nutzen.
Der Unterricht knüpft damit an das Fach Gesellschaftswissenschaften der 5. und 6. Klassen an und stellt vor allem politikwissenschaftliche Herangehensweisen und Fragestellungen in den Mittelpunkt.
Pluralistische Demokratien ermöglichen eine Vielfalt von Lebensformen, Orientierungen, Weltanschauungen, Meinungen und Interessen. Dazu gehören auch kulturelle, ethnische und religiöse Unterschiede. Diese Vielfalt anzuerkennen, ist ein wesentliches Anliegen des Faches. Die Schülerinnen und Schüler üben, z. B. im Rahmen des Klassenrates, demokratische Handlungs- und Kommunikationsweisen im Sinne sozialer und interkultureller Kompetenz, um gesellschaftliche und politische Konflikte kompromissorientiert und kooperativ zu lösen.
Dafür bilden die Menschen- und Grundrechte den normativen Rahmen. Sie sind wesentlicher Teil der Werteerziehung und Menschenrechtsbildung der politischen Bildung in der Schule. Zentrales Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zur Loyalität der Demokratie gegenüber zu motivieren und sie zu ermutigen, für eine demokratische Kultur einzutreten.